Sonntag, 30. September 2012

Die Entspanntheit in vielen Lebensbereichen

Etwas, das mir hier zumeist gut gefällt, ist die Entspanntheit, mit der viele Argentinier an die alltäglichen Begebenheiten herangehen. Weil sich dies durch die verschiedensten Lebensbereiche zieht, wird dieser Post davon handeln.

Für die öffentlichen Verkehrsmittel gibt es hier keine festen Fahrpläne. Manche Busfahrer behaupten zwar, dass es Fahrpläne gäbe, aber diese eben nicht aushingen. Anfangs fand ich das ziemlich ungewohnt und es störte mich schon, dass ich mich einfach an die Haltestelle stellen musste, ohne dabei zu wissen, wie lange ich ungefähr warten müsste. Mittlerweile finde ich das aber normal und sogar ziemlich gut. Denn man hetzt sich hier nicht so, weil man eh nicht weiß, zu was für einer Uhrzeit man gerade um ein paar Minuten einen Bus verpasst hat. :)

Deswegen ist es auch absolut normal, dass mal jemand zu spät kommt. Wenn manche Leute behaupten, dass es mit der hiesigen Mentalität zu tun hat, empfinde ich das als zu vorurteilsbeladen. Zwar sind viele Menschen hier entspannter als in Deutschland, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie die Dinge nicht so ernst nehmen. Sie setzen zum Teil einfach andere Prioritäten. Familie, Kinder und Freunde sind hier wichtiger. So kann man beispielsweise auch komplette Reuniones (Treffen wegen der Arbeit) mit Mate-Trinken verbringen, ohne dabei das eigentlich Thema zu besprechen. Das ist aber nicht unbedingt schlimm, sondern oft sogar ziemlich schön! :)

Bei Regen läuft hier fast gar nichts. Wenn man z. B. ins Fitnessstudio gehen möchte, um dort einen Kurs zu machen, kann es sein, dass man als einzige dort ist und auch die Trainerin nicht kommt, weil ihr das Wetter zu ungemütlich ist. Manche Geschäfte bleiben geschlossen und in die Zentrum kommen nur wenige oder keine Kinder. In manchen Stadtteilen macht das auch Sinn, weil es keine befestigten Straßen gibt, aber in den anderen ist das dann eine durch Emotionen gesteuerte Entscheidung. Manchmal ärgert einen das zwar, aber andererseits ist es auch beneidenswert, wie gefühlsbetont hier teilweise gehandelt wird und werden kann!


Ausflug mit den Chiquititos (7- bis 11-Jährigen) in den Parque Pereyra
 

Die-Toten-Hosen-Konzert

Super Stimmung bei "Días cómo estos"
 
Am 15.09.2012 war in Buenos Aires ein Konzert von "Die Toten Hosen". Da die Punkrock-Szene hier in Amerika sehr verbreitet ist, waren viele Menschen da und die Stimmung war auch sehr besonders!
Nach einer Stärkung in der Wohnung von zwei anderen Freiwilligen gingen wir zu sieben Leuten los. Die Veranstaltung insgesamt war einfach der Wahnsinn! Schon bei den beiden Vorbands war eine sehr tolle Atmosphäre, die sich als Die Toten Hosen auf die Bühne kamen noch um ein Vielfaches steigerte. Obwohl die meisten Fans Argentinos waren und somit die Texte nicht mitsingen konnten, tanzten, pogten und schrieen sie leidenschaftlich. Nach dem Konzert fuhren wir zurück in die Wohnung der beiden Freiwilligen, um dort zu übernachten.
Ich bin sehr froh, das erlebt zu haben! :)

Mittwoch, 5. September 2012

Ohne Heimweh

Seit drei Tagen bin ich mein Heimweh erstmal los. Die letzte Woche habe ich schon einiges von zu Hause vermisst, wie z. B. Gespräche mit meinen Freunden und meiner Familie. Skype ersetzt nun einmal kein persönliches Gespräch! Doch so langsam fühle ich mich hier wohl. Je mehr Menschen ich kennenlerne, desto besser komme ich an...

Jeder Tag ohne Heimweh - also beispielsweise einer wie dieser - ist ein Gewinn! Dabei ist nicht gesagt, dass es unbedingt der schönste Tag überhaupt war, sondern ein Tag, an dem man sich bedingungslos auf das Hier und Jetzt einlassen konnte.

Im Hier und Jetzt habe ich in den letzten drei Tagen Folgendes mitbekommen:

1.) Der reformhausähnliche Laden hier in Varela riecht gut.

2.) Immer als "Alemana" erkannt zu werden gefällt mir nicht.

3.) Während des Busfahrens kann sich sogar der Busfahrer die Füße vertreten. Das geht auch gut bei sich fortsetzender Fahrt!!!!

4.) Nach diesem Jahr werde ich sehr gelassen und geduldig sein.

5.) Kumquats sind kleine Zitrusfrüchte, die sehr lecker schmecken.

Ich bin sehr gespannt darauf, was für weitere Erkenntnisse ich in nächster Zeit erlangen werde.

Alles Gute euch allen! :)

Marcha

Letzte Woche Mittwoch, am 29.08.12, sind wir mit allen Zentren der Fundación Angelelli gemeinsam in Omnibussen nach Buenos Aires Capital gefahren, um dort an einer Marcha (Demonstration) teilzunehmen. Diese wurde angesetzt, um ein Zeichen zu setzen, weil in der Provinz Buenos Aires viel weniger in Bildung investiert wird als in die Bildung in Buenos Aires Capital.

Vormittags wurden in der Casa Abierta, dem Hauptknotenpunkt der Fundación Angelelli, die letzten Vorbereitungen getroffen und der Omnibus wurde gepackt, sodass es losgehen konnte. Es wurde so vorbereitet wie ein toller Ausflug (leckeres Essen, buntes Zubehör usw.) und genau so war es dann auch! :)
In Buenos Aires Capital angekommen wurden die Busse entladen und der Weg in Richtung des zuständigen Regierungsgebäudes begann.
Hier ist alles so schön bunt! Die Marcha wurde so liebevoll vorbereitet. Alles, was in Deutschland grau oder unästhetisch besprayt wäre, ist hier bunt bemalt.

Besonders gut gefallen hat mir die Murga-Musik und das -Tanzen. Das möchte ich in diesem Jahr auch unbedingt lernen. Jedenfalls denke ich, dass ich dafür in Bosques gut aufgehoben bin. :)

Eine derartige Gemeinschaftsunternehmung wie diese Marcha hätte in Deutschland nie geklappt. Davon bin ich sehr begeistert und hoffe darauf, dass so etwas während meines Freiwilligendienstes noch öfter gemacht wird!


Marcha in La Plata